Jurybegründung
       				 
					 
					 
					 
					 
					 
					  In den filmischen und fotografischen Arbeiten von Emanuel Mathias geht
					    es um die Lesbarkeit von Gesten und Situationen. Er untersucht Verhaltensmuster
					    und Stereotypen im Umgang mit anderen und lenkt den Blick auf deren
				    Ikonografie.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         
					  In den inszenierten Fotografien seiner Serie ‚Gesten’ (2009) zeigt er Menschen, deren Gestus vom Betrachter mangels einer narrativen Erklärung
				    nur aus einer bildlichen Tradition heraus gedeutet werden kann.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         
					  So zeigt Krönung (2009)
					    eine Gruppe aus drei Frauen und einem Mann, und es bleibt
					    ganz unklar ob der Titel nur Referenz ist oder ob die
					    eine der Frauen zum Beispiel
				    f                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       ür ein Theaterstück hergerichtet wird, ob der Mann ihre Frisur nochmals kontrolliert oder ob er die Frau segnet.  
					  Für die Serie ‚Traders’ (2011) fotografierte Mathias über mehrere Wochen die Händler auf dem Istanbuler Goldmarkt und die Auswahl der Fotografien bringt nun einige der Protagonisten in unterschiedlicher Kleidung, im Kreis unterschiedlicher Personen aber immer wieder in ähnlichen
				    Gesten zusammen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         
					  Und auch in der Videoinstallation Nebahats
					 Schwestern (2011) über Istanbuler Taxifahrerinnen, deren Rolle und Selbstbild sich ganz klar auch über eine Identifikation mit Soför Nebahat, der Schwester Nebahat, einer Taxi fahrenden und sich emanzipierenden jungen Frau aus dem gleichnamigen, populären türkischen Kinofilm von 1960, definiert, untersucht er die Verhaltensmuster des täglichen Lebens.  
					  In diesem Projekt war der Jury seine spielerische Auseinandersetzung
					    mit dem historischen Rollenbild besonders preiswürdig.  					    
       				                          
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